Stauden in großen Töpfen unsere Meinung und Überzeugung

Stauden in großen Töpfen?

„machen sie doch ihre Stauden auch in große Töpfe „ wird mir immer wieder geraden. Die Kunden wollen etwas sehen ?? sind die Argumente.

Nein ich wehre mich dagegen. Aus folgenden Grund. Ich fühle mich immer noch als Gärtner im ureigensten Sinn. Für mich sind Pflanzen Lebewesen Milliarden von Jahren älter als Tiere und Menschen. Ich möchte sie so produzieren dass sie die Möglichkeit haben noch viele Jahre im Garten seines neuen Besitzers zu leben ,und nicht auf sogenannte Schönheit getrimmt mit viel Stickstoff zur Kurzlebigkeit verdammt werden.
Deshalb bin ich auch Befürworter des Kompetenzzeichens, keine vorgetriebenen Pflanzen

Aber ich erkläre gern jedem Laien, wenn es sein muss sogar mehrmals was es damit auf sich hat.

Größere Stauden könnte man auf zwei Wegen erzeugen. Einmal indem man sie mit zusagenden Bedingungen im größeren Töpfen längere Zeit (Jahre) einwachsen lässt. Nachteil der Gärtner der so etwas macht müsste einen Preis erzielen um wirtschaftlich zu leben den der Markt nicht hergibt. Das ist auch der Grund warum der Bund deutscher Staudengärtner sich jahrelang und nach vielen Diskussionen auf die Topfgröße 9er und 11er als Standartware geeinigt hat.

Diese Ware vernünftig herangezogen, einmal ausgepflanzt, wächst schnell vorwärts und überlebt lange Jahre an seinem Standort, auch wenn es einmal klimatische Problemzeiten gibt.

Noch heute werden alle Landes- und Bundesgartenschauen überwiegend mit diesen Qualitäten beliefert, den Erfolg kann man dann ab der Eröffnung ein bis zwei Jahre später besichtigen. Auch viel Großprojekte im Garten.- und Landschaftsbau werden heute noch überwiegend so bestückt.

Die zweite Möglichkeit und diese wird praktiziert ist das man die Stauden in größere Töpfe topft und innerhalb kürzester Zeit mit viel Dünger, vor allem Stickstoff aufputscht und verweichlicht.

Die Folge ist eine geringe Winterhärte und Kurzlebigkeit. Vor allem der übermäßig Stickstoff sorgt für ein extremes Wachstum. Das sieht man an der Ausbildung großer Blätter und Triebe. Innerlich hat die Pflanze übermäßig große Pflanzenzellen ausgebildet die weich und in ihrer Struktur nicht ausgewogen sind. Pflanzt man diese Pflanzen im Herbst fallen sie im harten Winter aus. Aber auch noch nach einem milden Winter den sie zwar überleben tritt der Effekt spätesten beim nächsten härteren Winter auf. Mein Beispiel, viele Kunden verlangen auch im Herbst die bekannten Glanzmispeln, Photinia Red Robin mit langen roten Trieben. Diese werden mit starken Stickstoffgaben erzeugt.

Normalgezogenen Pflanzen sind da bereits grün und haben ihre Winterhärte ausgebildet. Die Triebe sind kurz und hart, das Zeichen von Winterruhe .

Diese Pfalenzen möchten aber viele Kunden nicht kaufen

Hinweise wie Erschrockenheit und Aussagen, wie sehen diese pflanzen den aus, zeigen das Unverständniss im Umgang mit Pflanzen

Die gewünschten Photinia sind  die im Herbst lange rote Triebe haben . Diese überstehen aber den Winter nur  wenn er mild ist. In einem harten Winter frieren diese zurück oder fallen total aus. Hinzu kommt das solche im milden Winter überlebende Pflanzen weiterhin aufgrund der übergroßen Zellen nicht ihre richtige Winterhärte ausbilden können.

Meine eigene Hecke aus Photinia steht seit 12 Jahren hier im Außenbereich. In harten Wintern zieht es und macht die Temperaturen noch viel schlimmer, dennoch sind bis heute  keine Pflanze ausgefallen. Auch in den härtesten Wintern nicht. Zur gleichen Zeit aber sind hier in Rhein- Main nach solchen Wintern hunderte von Photinia erfroren und wurden ersetzt, was den Verkäufer freut aber nicht den Besitzer

Für einen Fachmann ist das ganz klar. Solche große instabilen Zellenverbände können die Kraft der Frosteinwirkung nicht widerstehen.

Genauso ist es bei Stauden Als Beispiele ist der geliebte Lavendel von mir genannt. Vor allem im Frühjahr werden große bis riesige Pflanzen angeboten. Schon an der Größe der Blätter merkt man das diese gepuscht wurden. Ein zweiter Hinweis ist das sobald die Vollblüte da ist legen sich die langen Triebe nach jeder Bewässerung von oben zur Seite. Das gebildete Gewebe ist nicht hart genug den Druck des Wassers zu wiederstehen.

In der Provence ausgepflanzt sieht man blühende Felder mit Lavendel auf großer Fläche. Geht man dann in den Bestand sieht man kleine nadelförmige Blätter mit kurzen Trieben. Das ist die normale Ausbildung eines Lavendels, Er hat sich, botanisch als Halbstrauch bezeichnet ,dem trocken Klima angepasst indem er in Trockenzeiten verholzt( unterer Teil) und bei zusagender Feuchtigkeit weiche krautartige Triebe und Blüte ausbildet die aber immer bereit sind auch eine kurzzeitige Trockenheit zu überstehen,, Deshalb normal nur kurze zapfenartige kurze Triebe mit kurzen nadeligen Blättern.

Im Cyprus Park halte ich seit mehreren Jahren den Heilkräuterkurs ab. Ein Thema ist auch Lavendel. Dort habe ich immer beide Qualitäten dabei. Zuerst zeige ich die normalen Pflanzen, die Teilnehmer sind geschockt ,wie die Pflanzen aussehen und hoch erfreut, wenn sie die puschten Lavendel sehen. Wenn ich dann aber nachfrage berichten mir mehre das sie fast jedes Jahr ihren Lavendel austauschen müssen da die Pflanzen eingehen. Wen ich dann erzähle das ich Kunden habe bei denen der Lavendel mit so Sorten wie Hidecote Bleu seit 25 Jahren  stehen blicken mich alle ungläubig an. Mein Rat den guten heimischen Lehmboden mit Lava abzuspecken und vor allem unter die Pflanzen eine Schicht kies zu legen damit die auf dem Boden aufliegende Blätter über Winter trocken bleiben und dadurch keine Pilzkrankheiten aufsteigen können wird ungläubig angehört.

Wie immer hat man dann doch ein paar Teilnehmer die das dann zu Hause ausprobieren. Meist zwei Jahre später bekomme ich Rückmeldung das ich recht habe ihre Lavendel sind jetztlanglebig

Qualität bei Pflanzen kommt halt vor allem auf den inneren Wert an und nicht unbedingt auf das äußere Erscheinungsbild, das der Kunde heute gern sehen möchte und den mittlerweile eine ganze Industrie damit benutzt den zu befriedigen.

Der Arbeitskreis Markt des Bundes deutscher Staudengärtner war in zwei solcher Gärtnereien die Großstauden produzieren für diesen bedarf. Da wurde auch über Absatzchancen gesprochen. Die Inhaber waren der Meinung ihr Absatz sei gesichert. Als dann ein traditioneller Staudengärtner darauf verwies das Staude auch mehrjährig bedeute und damit der Platz mehrjährig besetzt sei sagten diese nein, so wie sie die Stauden ziehen gehen sie davon aus das diese Pflanzen ihren Geburtstag nicht mehr erleben werden. Also wird recht schnell Platz frei für neue Pflanzen. Gelobt sei alles was Umsatz bring. Das Lebewesen Pflanzen spielt keine Rolle mehr. Unser Altmeister Herr Pagels , Emden hat in einem etwas anderen Zusammenhang dann einmal von gewissenslosen Gärtnern und Samenhändlern gesprochen den ich in diesem Fall voll zustimme.