Boden das unbekannte Wesen
Im Verkaufsgespräch kommt immer wieder “ Wir haben schlechten Boden , alles Lehmboden“ ; auf unseren Hinweis das sind die besten Böden immer wieder Unverständniss.
Muss unser Gartenboden aussehen wie die Erde aus einem frisch geöffneten Sack Blumenerde ? Genau das ist falsch. Morrböden waren für die Landwirtschaft immer schlecht. Allein wegen seines geringen Gewichtes wurde er zu Blumenerde verarbeitet.
Lernen wir vereinfacht deshalb die Grundlagen kennen
Beginnen wir deshalb mit einer kleinen Exkursion in die Welt der Bodenkunde:
Was genau ist eigentlich Boden?
Laut Definition ist der Boden, die oberste Verwitterungsschicht unseres Planeten. Diese hat sich aus den, je nach Standort, vorhandenen Gesteinen in Jahrmillionen durch verschiedene Einflüsse gebildet. Zu diesen Einflüssen gehören das Wetter, das Wasser und verschiedene physikalische und biologische Vorgänge. Hierbei kommt es auf das am Standort vorhandene Ausgangsgestein an.
Eine wichtige Rolle bildet da das am Standort vorhandene Ausgangsgestein. So bildet sich bei der Verwitterung vom Basalt ein basischer Boden. Bei der Verwitterung von Granit (bzw Silikaten) kommt es zur Bildung von sauren Böden. Dazu kommt nun noch der jeweilige Verwitterungszustand des mineralischen Gesteins. Dieses wird über die Korngröße der einzelnen Teilstücke charaktierisiert.
In Tabelle 1 ist eine Übersicht der Größeneinteilung zu sehen:
Steine , Teilstücke über>63 mm-2mm
Sand, Teilstücke zwischen 2 bis 0,63 mm
Schluff 0,063 – 0,002 mm
Tons Teilstücke unter < 0,02 mm
Meist kommen Stein-, Sand-, Schluff- oder Tonboden nicht in ihren Reinformen sondern in Mischungen vor. So wird im Allgemeinen von steinigen Sand-, Ton- oder Schluffboden gesprochen, genauso wie es sandige Lehm- oder lehmige Sandböden gibt. Der Maßstab hierfür ist jeweils der Anteil des, wie oben beschrieben, mineralischen Gesteins in seinem jeweiligen Verwitterungszustand. Oder etwas einfacher erklärt im lehmigen Sandboden überwiegt der Sandanteil, jedoch ist auch Lehm enthalten. Und Umgekehrt ist im sandigen Lehmboden vorwiegend der Lehm zu finden mit einer sandigen Durchmischung.
Kommen alle drei Bodenbestandteile wie Sand, Schluff und Ton in relativ gleichmäßigen Anteil vor, dann wird von einem sogenannten „Dreikorngemenge“ gesprochen. Oder wie es das Dreikorngemenge eher bekannt ist: der Lehm. In Deutschland ist Lehm, die am häufigsten vorkommende Bodenart.
Ton ist nicht im Lehm zu finde, so hat sich aus Ton nach der Eiszeit, durch den Wind und die Windverwehung, der Löß gebildet. Die Bezeichnung Löß steht für die kleinsten Teile der Tonfraktion. Diese Tonmineralien sind sehr klein und meistens als Dreischichttonmiralien ausgebildet. Diese haben eine sehr wichtige Funktion bei der Speicherung von Wasser und Nährstoffen. Durch Windverwehung sind aus reinen Lößböden durch die Mischung mit Lehmböden zu den sogenannten Lößlehmeboden geworden. Sie stellen die in Deutschland fruchtbarsten Böden dar. Durch ihr Speichervermögen von sowohl Wasser als auch Nähstoffen sind Sie gerade in Trockenzeiten für Pflanzen ein wichtiger Lieferant. Das gespeicherte Wasser und die Nährstoffe können von den Pflanzen aus dem Boden entzogen werden.
Neben diesen mineralischen Bestandteilen des Bodens ist ein weiterer wichtiger Inhaltsstoff der biologische Anteil des Bodens, der sogenannte Humus.
Humus entsteht beim Abbau von pflanzlichen Teilen. Dazu gehören abgestorbenen Pflanzen und auch Lebewesen. Dieser wichtige Anteil des Bodens sorgt für die Verbindung der mineralischen Teile. Dazu gehört die Bildung der Krümelstruktur. Bestandteile wie Sand, Schluff und Ton wird zu Krümel verbunden. Der Humus ernährt den lebenden Teil des Bodens wie Bakterien, Pilze, Würmer und andere Kleinstlebewesen, die für den Abbau der Mineralischen Bestandteile als auch der biologischen Anteile wichtig sind. Anhand der Färbung eines Bodens (braun bis schwarz) kann der Humusgehalt von mineralischen Böden geschätzt werden. Eine Übersicht ist in Tabelle 2 zu finden:
<1% sehr schwach humos ( Roh Böden )
1-2% schwach humos ( Parabraunböden)
2-4% mittel humos ( Braunböden, meiste Ackerböden)
4- 8 % stark humos ( Podsol, Grünland)+
8-15% sehr stark humos ( Podsol-Gley, Waldboden
15- 30% an moorig (Gley, pseudogley )
>30% Torf Moorböden.
Die in Deutschland vorkommenden Böden kommen als Mischböden vor. Je nach Anteil der mineralischen und/oder organischen Anteile lassen sich bestimmte Eigenschaften zuordnen.
Sand
Egal ob Sand-, Sandböden oder überwiegend mit Sand durchsetzte Böden ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie sehr leicht sind und sich somit auch leicht bearbeiten lassen. Sandige Böden erwärmen sich im Frühjahr schnell und stellen den Pflanzen somit früh nötige Wärme für die Entwicklung zur Verfügung. Die Wasser Haltekraft ist allerdings sehr gering, auch die Speicherung von Nährstoffen ist nur gering ausgebildet. Diese Eigenschaft kann durch die Zugabe von Ton oder Erhöhung des Humusanteils verbessert werden. Bei guter Bewässerung können diese Böden sehr ertragreich sein, allerdings sollten die Kosten für die Bewässerung vorher bedacht werden. Die Landwirtschaft baut auf diesen Böden gerne Pflanzen wie Spargel, Frühkartoffeln und Gemüse an. Wobei bei Gemüse erwähnt werden muss, dass eine künstliche Bewässerung sichergestellt werden muss.
Lehm
Lehm, Ton und sandige Lehmböden kommen in Deutschland am meisten vor. Sie zählen zu den ertragreichsten Böden. Gerade in guten Mischungsverhältnissen ist das Speicherungsvermögen für Wasser und Nährstoffe sehr hoch, so dass auch extreme Perioden gut überstanden werden können. Im Gegensatz zu den sandigen Böden, werden diese im Frühjahr nicht so schnell warm. Jedoch stellen sie dann über einen langen Zeitraum alle positiven Dinge für Pflanzen zur Verfügung. Je höher der Tonanteil ist desto schwerer wird dann die Bodenbearbeitung. Das ist der große Nachteil, Sie werden deshalb auch gerne Minutenböden (nur wenige Minuten um die Böden optimal zu bearbeiten) genannt. Diese Nachteile werden aber durch ihr gutes Puffervermögen in den oft vorkommenden wechselnden Wetterbedingungen gerade in Deutschland wieder gut gemacht.
Für den Landbau gibt es ein Kennzahlensystem, welches an die Böden der Magdeburger Böden angelehnt wurde. Ein Magdeburger Boden hat einen max. Wert von 100. Entsprechend wurden abweichende Böden in dem System eingeteilt. Ein Sandboden hat beispielsweise einen Punktewert von 30. Ein Boden im Raum Wiesbaden liegt bei 70-80 Punkten. Hauptsächlich werden diese Zahlen von Landwirten genutzt. Sie geben einen Richtwert an welche Ertragszahlen sie ihrem eigenen Boden im Verhältnis zur Magdeburger Börde zu erwarten haben.
Moor
Anmoorige und moorige Böden sind für die Landwirtschaft meist schlecht bis gar nicht zu verwenden. Durch die Erhöhung des Humusgehaltes im Boden kommt es zur Verminderung des pH- Wertes im Boden. Nur im Bereich eines pH-Wertes von 5- 8 ist mit einem Optimum an Pflanzenwachstum zu rechnen. Unter 5 werden für die Pflanzen giftige chemische Verbindungen freigesetzt. Diese Böden können nur noch von wenigen Pflanzen bzw. Spezialisten besiedelt werden (beispielsweise Torfmoose). Also ein zu viel Torf schädigt den Boden.
pH- Wert
Der pH-Wert ist der negative Zehnerlogarithmus der Wasserstoffionenkonzentration. Mit dieser Definition werden seit Einführung des Chemieunterrichts die Schüler gequält. Aber wie soll sich das genau vorgestellt werden? Die Skala geht vom 1 bis 14. In der Mitte liegt der neutrale Wert von pH 7. Bei diesem Wert liegen genauso viele H+ Anteile wie OH– Anteile vor. Das ist zum Beispiel bei Wasser der Fall. Steigt der Anteil an OH– Anteilen, geht es in den sauren Bereich. So haben Säuren einen pH-Wert zwischen 1-6. Steigt der Anteil an H+ Anteilen geht es in den basischen Bereich. So haben Basen einen pH-Wert zwischen 8-14.
Der optimale Wert für das Pflanzenwachstum ist der Bereich zwischen pH 5 (Moosbeetpflanzen) bis pH-Wert 8 (Zuckerrüben). Darunter oder darüber wachsen nur noch wenige auf diesen Bereich spezialisierte Pflanzen wie die Torfmoose. Die meisten Topferden (Substrate) werden auf einen Zielwert von pH 5,8 eingestellt.
Wie bestimme ich nun meinem Boden?
Ein Grundwissen in Bodenkunde reicht bereits aus, um den eigenen Boden schon mal grob einzuschätzen. Dafür gibt es zum Beispiel die Knetprobe. Dabei wird eine kleine Handvoll des Bodens genommen und so lange in der Hand geknetet bis der Boden glänzend wird. (Eltern können diese Aufgabe gerne an ihre Kinder abgeben). Dann wird der Boden in der Hand oder auf einem Brett glatt und dünn gestrichen. Jetzt können die Anteile an Sand, Schluff und Lehm geschätzt werden. Der Humusgehalt wird anhand der Braunfärbung geschätzt. Alternativ können Sie eine Bodenprobe aus ihrem Garten entnehmen und diese zur Bodenprobenbestimmung abgeben. Wir schicken Sie an ein Labor, welches den Boden gegen eine Gebühr bestimmt.