Moderne Steingärten ein heißes Thema
Die modernen Steingärten
Arbeitsintensiv, klimaschädlich, naturfeindlich- Wissen sie überhaupt was sie sich damit antuen?
Oder Das übersteigerte Verlangen nach einem pflegeleichten Garten
Slogan „“ entsteint euch“
Eine gewaltige Überschriftt sie spiegelt den ganzen Frust und das Unverständnis über diejenigen die sich sowas als Pflegeleicht anbieten lassen.
Steingärten waren bei mir immer die den Bergen und Alpinen Gebieten nachempfunden Landschaften. Diese wurden dann mit standorttypischen Pflanzen bepflanzt meist ein Refugium für seltene Pflanzen und Insekten, Amphibien (Eidechse, Schlange, Frösche) und Vögel die sich der sich bietenden Nahrungsquellen nutzten. Unser Großmeister der Stauden ,Karl Förster ,sprach sogar bei optimaler Bepflanzung in seinem Buch von den „7 Jahreszeiten des Steingartens.
Vor wenigen Jahren kam dann noch eine zweite Variante hinzu. Beth Chatto, englische Gärtnerin und Buchautorin schaffte mit ihrem Konzept des Kiesgartens eine neue Bewirtschaftungsweise des Gartens. Diese sind die sog. Kiesgärten wo neben dem verwendeten Kiess die Hauptaufgaben bei den Pflanzen liegen.
Vor allem in Deutschland hauptsächlich durch Landschaftsgärtner gepuscht, meist solche die sich dem Thema Pflanzen verschließen wurde der neue Steingarten entwickelt. Der angeblich äußerst pflegeleicht ist. Die Pflanze selbst kommt darin nur noch als Alibipflanze vor.
Wenig durchdacht und nur dem Profitstreben geschultert werden diese sog. Gärten reihenweise angeboten unter falschen Versprechungen und mit weitreichenden Folgen für das Klima, die Pflanzen, Insekten Amphibien und Vögel kurzgesagt für das ganze Ökosystem.
Laut den meisten Ortssatzungen sind solche Steinanhäufungen in Vorgärten und oder in Gärten gar nicht erlaubt. Da den Städten und Gemeinden allerdings durch Sparzwang die Mitarbeiter fehlen werden dies Ortssatzungen nicht durchgesetzt.
Natürlich ist es verständlich, dass mittlerweile viele Kunden, vor allem in den Ballungsgebieten durch ihre tagtägliche Arbeit gestresst nicht mehr an herkömmlichen Gärten interessiert sind. Aber hier wären verschieden pflegearme Konzepte angeboten und ich habe viele Beispiele wo dass auch klappt. Vor allem sind das gärtnerisch genutzte Flächen geblieben die ihre Ökofunktion nicht verloren haben.
Steingärten wie sie heute praktiziert werden sind nichts anders wie Flächen die mit einem Vlies auf dem Boden versiegelt werden. Damit das Vlies auch bei Wind liegenbleibt und um die Fläche optisch aufzuwerten wird diese Fläche dann mit Kiess und größeren Steinen abgedeckt. Hier kommen Steine unterschiedlicher Strukturen und Farben teils auch gemischt zum Einsatz. Als Alibi werden dann meist nur eine oder zwei jedenfalls relativ wenige Strukturpflanzen gesetzt. Das geht sogar so weit das nur noch eine Tierskulptur aus Stein (z. b. ein dargestellter Maulwurf der einen Schubkarren schiebt )auf diese Flächen gestellt wird und der Schubkarren wird dann mit ein paar Stiefmütterchen bepflanzt. Das ist dann der letzte Rest Natur der übrigbleibt.
Noch schlimmer sehe ich es an wenn dann noch Nistkästen und Insektenhotels aufgestellt werden. Da frage ich mich ob man solche Steingartenbesitzer nicht besser in ein steriles Glashaus setzt.
Die Folgen sind mittlerweile gewaltig und werden nicht bedacht.
Pflegeleicht ist das Ganze nicht. Den alleine durch die Luft vor allem durch unseren Lehm- und Ton Böden die nach der Eiszeit durch Windverwehung entstanden sind und zu unseren fruchtbarsten Böden gehören wird ständig Ton und Lehrmaterial angeweht und setzt sich zwischen die Steine. Hinzu kommen Laub und organische Stoffe. Schon nach einem Jahr müssen dies Flächen mit dem Staubsauger von Laub befreit werden. Ein nicht unerheblicher Arbeitsaufwand. Die Lehm und Ton Teile sind so nicht zu entfernen und so geschieht das was jeder heute schon auf nicht mehr genutzten Verbundsteinflächen sehen kann in den Ritzen keimen die Unkrautsamen.
Haben sie solche Kiess Flächen dann schon mal saubergemacht?? Da schütten wir dann was drauf habe ich gesagt bekommen. Komisch auf Glyphosat wollen wir doch verzichten ?? und es ist auch nicht erlaubt. Dies ist mittlerweile eine Straftat.
Nach nur zwei bis drei Jahren bleibt dann nichts anderes übrig als die Steine aus den Flächen herauszuholen und mit dem Dampfstrahlgerät zu säubern um sie anschließend wieder auszulegen.
Rechnet man diese Arbeit hätte man auch eine schöne Staudenmischung pflanzen können. Der Bund der Staudengärtner hat solche pflegeleichten Konzepte entwickeln und mehrere Jahre in verschieden Instituten prüfen lassen. Nach nur einem Jahr sprechen wir hier über Pflege- Zeit von 1.5 Minuten pro qm. Da kommen wir mit vergleichbarer Pflegzeit mit Kiess Flächen nicht mehr hin.
Auch andere Konzepte z.b von Herrn Dr. Brühl ( ehemaliger Leiter der Gartenakademie in Hessen ) der in seinem Garten kontrolliertes verwildern ausprobiert hat und nur einmal im Jahr die Fläche mäht. Er schafft ebenfalls ökologisch Wertvolle und reizvolle Flächen mit geringsten Pflegeaufwand. (vielleicht dazu später ein Bericht).
Neben der Nichteinhaltung des Versprechens der geringen Pflege kommt als wichtigstes Argument gegen diese Steingärten ihre katastrophale Öko- und Klimabilanz hinzu. Durch die Abschottung des Bodens mit dem Vlies kann dieser nicht mehr atmen. Die Erwärmung durch Sonneneinstrahlung der Steine schafft ein trocknes heißes Klima ähnlich der Wüste. Die meisten Pflanzen halten das nicht lange aus und sterben ab oder kümmern nach nur einigen Jahren.
Nahrungsquelle für Vögel oder Insekten sind nicht vorhanden. Durch den spärlichen Bewuchs und das Fehlen von Pflanzen die durch ihre Photosynthese und die Abgabe von Sauerstoff und Wasser hier regulatorisch ausgleichen könnten ist dies eine tote Fläche geworden die sich vor allem im Sommer enorm aufheizt und zu spürbarer Lufttrockenheit führt.
Gerade letzte Woche hatten wir über das Thema reichlich Gesprächsstoff. Ausgangspunkt waren zwei Begebenheiten. Einer unserer Landschaftgärtnerkunden erzählte uns Stolz das er gerade einen solchen Garten anlegt hat da der Kunde es pflegeleicht wollte. Jetzt suche er ,da die Steinfläche in einer Halbschattenlage liegt einen japanischen Ahorn. Als ich ihn aufklärte und sagte das spätestens nach zwei Jahren der Ahorn tot sei blickte er mich irritiert und sauer an. Ich versuchte ihm begreiflich zu machen das japanische Ahorne ein Inselklima also mit hoher Luftfeuchte brauchten. Hinzu komme in Japan noch der Sommermonsum (1100mmm Regen). Auf einer luftrocken Steinfläche mit hohen Temperaturen steht der Ahorn unter Dauerstress. Spätestens nach zwei Jahren hat der dann eine Krankheit bekommen meist Verticilium einen bodenbürtigen Pilz gegen den wir in Europa kein zugelassenes Pflanzenschutzmittel mehr haben. Ich erklärte ihm auch dass dieser Garten nicht pflegeleicht ist. Mit dem Hinweis der Kunde wolle es aber so verließ er uns. Wir sind halt schlechte Verkäufer.
Schon am nächsten Tag war der Steingarten wieder ein Thema. Am Abend davor lief in HR Fernsehen ein Bericht über die Anstrengungen der Stadt Frankfurt die dem Klimawandel engegen planen will. Nach den Prognosen der Klimaforscher entwickelt sich das Klima der Stadt Frankfurt von heutigen Durschnitstemperaturen von 22 Grad bis zum Jahr 2100 auf 29 Grad- Das sind Temperaturen wie man sie heute schon in Barcelona erlebt. In den Steinwüsten der Stadt wird dieses Klima dann unaushaltbar für die Menschen. Um dem Entgegenzusteuern schafft die Stadt Anreize um mit Pflanzen hier regulativ einzugreifen.
Als eines ihrer Programmen gegen den Klimawandel bezahlt sie heute schon die Hälfte der Kosten für eine Fassadenbegrünnung. Darüber haben sich bei mir etliche Landschaftsgärtner unterhalten und die Gärtner unter ihnen, also diejenigen die sich neben Stein auch noch mit Pflanzen befassen schlagen sofort vor gleichzeitig die Steingärten zu verbieten. Ein ebenfalls anwesender Mitarbeiter des Wiesbadner Umweltamtes erklärte dazu lapidar, das ist heute schon in den Ortssatzungen verboten da wir aber keine Mitarbeiter haben die das kontrollieren können können wir das nicht umsetzen.
Der Höhepunkt der Diskussion war dann aber eine unserer Privatkunden. Die hat mich so begeister das man sie fast schon für einen Preis vorschlagen müsste.
Sie erklärte das sie beruflich Biologielehrerin sei und sich das Thema auf die Fahnen geschrieben hätte. Nach einer Biologiestunde Thema Photosynthese und die damit verbundenen Auswirkungen, Abgabe von Sauerstoff, Transpiration und Regelung des Lufthaushaltes, gab sie als Hausaufgabe auf auszuprobieren, wo es an heißen Tagen der Aufenthalt besser wäre. Als Vorgabe gabesie zwei Flächen an. In einer begrünten Fläche oder auf versiegelten Flächen und Höfen. Eine Woche später war die überwiegende Mehrheit der Schüler der Meinung man könne es nur mit Pflanzen aushalten. Noch einmal wurde besprochen wie Pflanzen durch Abgabe von Wasser und Sauerstoff das Klima regulieren. Sie hatten es alle kapiert.
Zwei Wochen später riefen zwei Elternteile an und fragten ob sie es wirklich so meinte mit den versiegelten Flächen.
Auf Nachfrage gaben die Elternteile zu das ihre Kinder sie angegangen sind und verlangten das die Steingärten zurück gebaut werden
Solche Lehrerinnen sollte man unterstützen das ist meine Meinung