Kamelien in Freilandkultur, unsere Erfahrungen
Kamelien
Ansprüche, Winterhärte und was uns sonst noch so einfällt
Eigentlich sind Kamelien gar keine empfindlichen Pflanzen. Diesen Ruf haben sie vor allem über einen falschen Vermarktungsweg erhalten. Sie werden meist als Topfkulturen für die Haltung im Zimmer angeboten. Dieses Innenraumklima mögen sie eigentlich gar nicht. Vor allem die Wurzeln sind sehr empfindlich in der Topfkultur und reagieren sofort auf Trockenheit oder Nässe. Vor allem die trockene Heizungsluft ist reines Gift für die Ansprüche der Kamelien.
Sehr gut kann man Sie in einem kühlen aber frostfreien Wintergarten aufstellen, allerdings muß regelmäßig der Wasserbedarf kontrolliert werden.
Wer in klimatisch begünstigten Gebieten, z.B. dem Rheintal (Weinbauklima) oder im „atlantischen“ Klima Westdeutschlands lebt hat dieses Problem nicht. Hier sollten die Pflanzen an einem geschützten Ort im Garten oder Innenhof ausgepflanzt werden. Bei einem Minimum an Pflege entwickeln sich die Kamelien hier über Jahre zu stattlichen, immergrünen Pflanzen. Nur in Ausnahmewintern wie z.B. 08/09/10 erfrieren die Knospen, evtl. auch einige, nicht ausgereifte, Triebe. Diese Schäden werden aber innerhalb eines Jahres von der Pflanze wieder überwachsen.
Unsere Empfehlungen und Erfahrungen für die Außenkultur
Wir pflanzen die Kamelien in unseren reinen Lehmboden, den wir vorher mit etwas Rhodohum leicht angesäuert haben. Nach der Pflanzung mulchen wir den Boden unter den Kamelien mit einer dicken 20cm – 25cm dicken Schicht Rindenhumus ab. Dies sorgt für einen mildfeuchten Boden und im Winter für ein langsameres eindringen des Frostes. Als Düngung verwenden wir einen Langzeitdünger z.B. Osmocote oder Floranid permanet. Insgesamt düngen wir zweimal im Jahr, etwa Mitte März ca. 50gr – 70gr pro qm Boden und das gleiche etwa Mitte Juni. Nur so gut mit Nährstoffen versorgt kann die Kamelie auch viele Blütenansätzen ansetzen. Bei uns stehen Kamelien sowohl in voller Sonne als auch im lichten Schatten. Die Kamelien in der vollen Sonne werden allerdings bei einsetzen einer starken Trockenperiode im Sommer zusätzlich ein bis zweimal in der Woche durchdringend gewässert.
Bei den sonnigen Standorten ist in harten Wintern ein abdecken Mit Schattenleinen oder Fichtenreisig ratsam
So stehen hier seit Jahren Kamelien und belohnen uns mit einer fast jährlich wiederkehrenden Blüte. Nur in den bereits erwähnten Ausnähme Wintern kam es zum erfrieren der Blüten bzw. auch einiger Triebe. Diese Schäden sind aber regelmäßig von den Pflanzen in der folgenden Vegetationsperiode repariert und überwachsen worden. Im schlimmsten Fall hatten die Kamelien alle Blätter abgeworfen, aber auch diese Pflanzen trieben ab Mai erneut aus und setzten auch neue Blüten an.
Wenn die Kamelien einige Winter hintereinander keine Frostschäden haben ist es zu empfehlen nach der Blüte die Pflanzen zu schneiden. Nur dann erhält man dichte buschige Pflanzen. Der Schnitt wird sehr gut vertragen und sollte bis Mitte Mai erledigt sein um der Pflanze noch genügend Zeit für den Neusaustrieb und vor allem für das Ansetzen von Blütenknospen zur Verfügung zu stellen.
Angefangen mit der Außenkultur von Kamelien hatten wir vor über 15 Jahren mit Sorten der Camelia japonica. I
m Laufe der Jahre haben wir von unserem Vorlieferanten aus Italien auch Sorten der herbstblühenden Camelia sasangua erhalten und, gegen die Empfehlungen auf Internetseiten oder sonstigen Experten, diese ebenfalls unter den gleichen o.g. Kulturbedingungen ins Freiland gesetzt. Wir haben die gleichen Ergebnisse erhalten, ja sogar im Winter 2008/2009 mit Temperaturen von -15 Grad Celsius über längere Zeit, bei uns festgestellt, dass die Camelian sasangua diese Temperaturen Nuancen besser vertragen hatten als die C. japonicas.
Um die Meinung eines Kunden an dieser Stelle wiederzugeben sei erwähnt, dass ein Bauleiter eines Garten-u. Landschaftsbaubetriebes gesagt hat: „Ich habe mir vor fünf Jahren eine Camelia sasangua mitgenommen und in meinen Garten, leichte Höhenlage in Wiesbaden, gepflanzt. Die ist mittlerweile 150cm groß und blüht ab Mitte Oktober bis Weihnachten mit großen rosa Blüten. Weil sonst nichts zu dieser Jahreszeit in meinem Garten blüht, bleibt jeder dort stehen und bewundert diese Pflanze.
So was Schönes… -, bei der Vielzahl der Gärten die unser Betrieb im Jahr anlegt, wundert es mich, dass wir noch keine herbstblühenden Kamelien für unsere Kunden gepflanzt haben, oder ein Gartenarchitekt es gewagt hat, die herbstblühende Kamelie in seine Planung mit einzubeziehen.
In Erweiterung unseres Artikels müssen wir den Winter 2009/2010 jetzt neu bewerten. In diesem zweiten zum Teil noch härteren Winter kam es zu größeren Schäden an unseren Kamelien. Ein Teil der zuvor, schon im letzten Winter, geschädigten Pflanzen gefror nun bis zum Boden zurück. Viele dieser Pflanzen trieben dann im Juni 2010 aus dem Boden mit nur ein oder zwei Trieben wieder aus. Hierzu gehören vor allem die Camelia sasangua Sorten. Nur wenige Pflanzen, darunter die Sorte Camelia jap. Debbie hatten nur leichte Schäden und reparierten dies innerhalb eines Jahres. Bei allen anderen wird es mindestens zwei bis drei Jahre dauern bis die Schäden vollkommen behoben sind.
Dies werden wir weiter beobachten.
Trotzdem haben wir Nachrichten von Kunden, die Kamelien an extrem geschützten Standorten, z.B. in Innenstadtlagen von Wiesbaden und in Innenhöfen, dass sie fast keine oder nur wenige Schäden an ihren Kamelien haben.
Bei Fortdauer dieser extrem strengen Winter werden wir aber unsere dargestellten Erfahrungen in unseren Beratungen ein fliesen lassen.
Ein ganz alter Kunde und Pflanzenliebhaber kommentierte diese Rückschläge „Na und hatte ich doch 10 Jahre meinen Spaß daran und muss jetzt etwas abwarten, ein Blumenstrauß für 60 Euro hält nur eine Woche